Donnerstag
12. November 2020
TAGUNGSBEGINN
17:00 – 17:30 Uhr
Foyer PA-Gebäude
Begrüßung
Für den Rat für Migration
Prof.‘in Dr. Yasemin Karakaşoğlu
(Universität Bremen, Vorsitzende des Rats für Migration)
Für die Planungsgruppe der Jahrestagung
Prof. Dr. Vassilis Tsianos (FH Kiel)
Für das Projekt Fem4Dem
Prof. Dr. Harry Harun Behr (Goethe-Universität Frankfurt)
PODIUMSDISKUSSION
Das Podium befasst sich mit unterschiedlichen Rassismen in der Sozialen Arbeit, Bildungspolitik und Schule. Die Expert*innenrunde diskutiert die Frage, inwiefern verschiedene Rassismen als Varianten eines Rassismus verstanden werden können und welche Spannungsfelder die aktuelle Rassismusdebatte bewegen.
Podium: Rassismus oder Rassismen
Prof.‘in Dr. Maureen Maisha Auma
(HS Magdeburg-Stendal)
Prof.‘in Dr. Iman Attia
(ASH Berlin)
Prof. em. Micha Brumlik
(Universität Berlin)
Prof.‘in Dr. Elisabetha Jonuz
(HS Hannover)
Moderation
Prof.‘in Dr. Helma Lutz
(Goethe-Universität Frankfurt)
Prof. Dr. Paul Mecheril
(Universität Bielefeld)
Freitag
13. November 2020
Einführung
Dr. Meltem Kulaçatan
(Goethe-Universität Frankfurt, Sprecherin der Sektion Gender und Sexualität im Rat für Migration e.V.)
ÜBER RASSISMUS IN DER WISSENSCHAFT SPRECHEN
Der Beginn des neuzeitlichen Rassismus war mit der wissenschaftlichen Konstruktion von ‚Rassen‘ verbunden, die das Legitimationsnarrativ für koloniale Eroberung und Unterdrückung als auch für Antisemitismus bildeten. Nach der Shoah entwickelte sich in Deutschland eine Abkehr von der affirmativen Verwendung des Rassebegriffs; stattdessen wird auf Äquivalente wie Kultur, Religion und Ethnizität zurückgegriffen. In aktuellen Praktiken der Wissenschaften sind De-thematisierungen, Ausgrenzungen und Zuschreibungen mit rassistischen Effekten anzutreffen. Zugleich gibt es in der Wissenschaft diverse Ansätze einer kritischen Auseinandersetzung.
Vortrag: Konjunkturen des Rassismus
Prof.‘in Dr. Manuela Bojadžijev
(HU Berlin)
Kommentar
Dr. Maria Alexopoulou
(TU Berlin)
Moderation
Prof. Dr. Rudolf Leiprecht
(Universität Oldenburg)
Prof.‘in Dr. Annita Kalpaka
(HAW Hamburg)
RASSISTISCHE PRAKTIKEN IM BILDUNGSSYSTEM
Die Schule als Ort der Produktion und Reproduktion rassistischer Zuschreibungen und Ausschlüsse stellt einen zentralen Gegenstand der Rassismusforschung dar. Denn die Schule in Deutschland ist eine in mehrfacher Hinsicht machtvolle Organisation, die historisch die (rassistisch strukturierte) Nationalstaatsbildung begleitete und deren Curricula westlich-europäisch-koloniale Wissensbestände spiegeln, die über die allgemeine Schulpflicht zu gesellschaftlichen Normen werden.
Sowohl auf der Ebene der Interaktionen zwischen Lehrkräften und Schüler*innen als auch auf der Ebene von Regeln und Routinen (z.B. monolingualer Habitus, separate Klassen für Neuzugewanderte) werden natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit produziert und damit Diskriminierungen legitimiert und Lebenschancen ungleich verteilt. Zugleich ist die Schule ein Raum, in dem Rassekonstruktionen und Ungleichheit thematisiert, problematisiert und zuweilen abgeschwächt werden. Das Panel bietet Raum, aktuelle Schul-Praxis aus einer antisemitismus- und rassismuskritischen Perspektive zu diskutieren.
Resonanzen
Prof. Dr. Harry Harun Behr
(Goethe-Universität Frankfurt)
Dipl.-Päd. Sabena Donath
(Leiterin Bildungsabteilung Zentralrat der Juden in Deutschland, Frankfurt am Main)
StR Saraya Gomis
(Each One Teach One (EOTO) e.V., Berlin)
Dr. des. Saphira Shure
(Universität Bielefeld)
Moderation
Prof.‘in Dr. Juliane Karakayali
(HU Berlin)
PRAKTIKEN POLIZEILICHER RASSISTISCHER MARKIERUNG UND BELANGUNG: RACIAL PROFILING
Mit Racial Profiling wird eine polizeiliche Routine und Praxis bezeichnet, die Menschen aufgrund äußerer Merkmale in den Fokus nimmt. Obwohl diese Praxis als verfassungswidrig kritisiert wird, finden sich in ganz Europa hierfür Beispiele: Rasterfahndung, Stop and Frisk und sogenannte verdachtsunabhängige Kontrollen in spezifischen Gebieten. Racial Profiling ist laut offiziellen Aussagen keine polizeiliche Praxis in Deutschland. Jedoch verweisen vielfältige Berichte, nicht zuletzt Schwarzer Personen und Peopleof Colour darauf, dass regelmäßige Kontrollen im öffentlichen Raum stattfinden, die unter anderem mit Stigmatisierungen verbunden sind. Racial Profiling wird daher mit Mitteln des Aktivismus, der Rechtsprechung und wissenschaftlicher Evidenz (partizipatorische Forschung) problematisiert.
Vortrag
Forschungsgruppe Racial Profiling
(Zürich, CH): Tarek Naguib, Dr. Tino Plümecke und Mohamed Wa Baile, Claudia S. Wilopo
Resonanzen
Dr. Franziska Schutzbach
(Universität Basel)
Dr. Vanessa Thompson
(Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder))
Diskussion mit dem Publikum
Moderation
Prof.‘in Dr. Linda Supik
(Leibnitz Universität Hannover)
Prof. Dr. Vassilis Tsianos
(FH Kiel)
DEUTSCHE POLITIK IM SPIEGEL DER UN-ANTI-RASSISMUSKONVENTIONEN
Die Forderung nach Streichung des Begriffs ‚Rasse‘ aus dem deutschen Grundgesetz hat im Zuge der rassistischen Morde in Hanau eine neue Dringlichkeit erreicht. Die Bedeutsamkeit dieser Forderung erschließt sich einmal mehr, wenn sie im Kontext der turbulenten Geschichte der UN-Anti-Rassismuskonventionen gelesen wird. Dem Versuch des Post-racialism, Rassismus durch die Nichtverwendung des Begriffs race/‘Rasse‘ seine Wirkmächtigkeit zu entziehen, muss jedoch mit Skepsis begegnet werden. Die Streichung des Begriffs ‚Rasse‘, so die Kritik, gebe ohne Not eine etablierte juristische Tradition preis. Letztere ermöglicht es, rassistische Diskriminierungen als solche zu einem Gegenstand einklagbaren Unrechts zu machen. Im Rekurs auf antirassistische und postkoloniale Kritiken rekonstruiert der Vortrag die Geschichte und Gegenwart dieser Debatte.
Vortrag
Prof. Dr. Vassilis Tsianos
(FH Kiel)
Resonanz
Doris Liebscher, LL.M.Eur
(HU Berlin)
Moderation
Prof.‘in Dr. Karin Scherschel
(KU Eichstätt-Ingolstadt)
Resümee und Verabschiedung
Prof.‘in Dr. Yasemin Karakaşoğlu
(Universität Bremen, Vorsitzende des Rats für Migration)
Prof. Dr. Paul Mecheril
(Universität Bielefeld, Stellvertretender Vorsitzender des Rats für Migration)
Hier finden Sie die Kurzprofile der Referent*innen und Moderator*innen.